HAIL TO THE THIEF

Unsere Epoche geht daran zugrunde, daß sie an die bleibenden Werte geglaubt hat, daß sie geglaubt hat, die Dinge könnten schön sein und aufhören absurd zu sein.“ 

Albert Camus – Tagebücher November 1936

Gerät unsere Realität ins Wanken, wenn eine einzelne Person all das, was für uns von Bedeutung ist, öffentlich in Frage stellt? Und kann eine nihilistische Intervention helfen, unsere kollektive Lethargie zu überwinden – oder zementiert sie den Status Quo als einzig lebbare Realität? HAIL TO THE THIEF ist ein Musik- und Theaterabend, der ausgehend von dem gleichnamigen Album der Band Radiohead und Albert Camus‘ Stück Caligula diesen Fragen nachgeht. Beide Materialien beschreiben – in der Mitte des 20. und im beginnenden 21. Jahrhundert – existenzielle Sinnkrisen in einer als absurd empfundenen Welt. Während Camus jedoch einen nihilistischen Ausbruchsversuch verhandelt, klammern sich Radiohead an ein idealistisches Wertesystem. Wofür entscheiden wir uns im Jahr 2019?

2002 findet sich Thom Yorke, Frontmann der Avantgarde-Rockband Radiohead, angesichts rasanter gesellschaftspolitischer Entwicklungen in einer Ohnmachtssituation wieder. George W. Bush hat sich kürzlich die US-Präsidentschaft erschlichen, der 11. September die westliche Welt in eine tiefe Existenzkrise gestürzt, der britische Premier Tony Blair marschiert gerade Seite an Seite mit den USA für sinnlose Vergeltungskriege nach Afghanistan und in den Irak ein. Die vierzehn Songs handeln von Fluchtgedanken aus einer feindlichen Welt, von den Lügen, die unsere gesamte Gesellschaft durchziehen und einem daraus resultierenden Lebensgefühl zwischen Ohnmacht und Wut.

Albert Camus wiederum befragt 1938 in seinem Erstlingsdrama Caligula jene Werte und Gewissheiten, auf die unser Zusammenleben gründet. Der römische Kaiser Caligula wird mit dem Absurden konfrontiert und verliert darüber den Glauben an alles, wofür er bisher gelebt hat. Er avanciert vom Idealisten zum Nihilisten. Dabei reißt er alles ein, was die Menschen daran hindert, „in der Wahrheit zu leben“ – also anzuerkennen, dass ihr Leben sinnlos und ihr Streben nach Glück eine Illusion ist. Durch Entzauberung und Zerstörung versucht er, die trostlose Gegenwart zu überwinden. Doch das Unmögliche, das er sich dadurch verspricht, bleibt weiterhin unerreichbar und die sich regenden Widerstände zielen nicht auf ein Überwinden der Gegenwart, sondern auf die schnöde Beseitigung des vermeintlichen Störers ab. 

MIT Dennis Depta, Giorgina Hämmerli, Manuel Herwig, Yumi Ito, Marton Juhasz, Bernadette Köbele, Anja Rüegg, Xenia Wiener

REGIE Marielle Sterra
MUSIKALISCHE LEITUNG & ARRANGEMENT Xenia Wiener
DRAMATURGIE Dennis Depta
BÜHNE & KOSTÜME Kim Scharnitzky
TON Jakob Eisenbach
FOTOS Betty Fleck

PREMIERE: 24.01.2019
WEITERE VORSTELLUNGEN: 25. & 26.01.2019
Bühne A, Zürcher Hochschule der Künste

HAIL TO THE THIEF ist das Diplomprojekt im Master Regie von Marielle Sterra.

Mit freundlicher Unterstützung von Toi Toi Toilettenkabinen.

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